15.10.2023 Weggottesdienst

 

Station I (Siedlung)

1. Könige 8,27 Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun?

Wo wohnt eigentlich Gott? Wenn ich das die Kinder frage, dann deuten sie in den Himmel. Da wohnt Gott. Seit Weihnachten wissen wir, dass Gott, der eigentlich im Himmel wohnt, seine Wohnung bei uns Menschen sucht. In der Bühlstraße, in der Warmensteinacher Straße und am Hangweg, im Leiteweg und in der Fichtelgebirgsstraße - überall sucht Gott, wo er Einlass findet. Oft kommt er durch die Hintertür: wenn jemand geboren wird, wenn einer krank ist oder wenn einer stirbt. Dann sitzt Gott auf der Treppe und ist da, hat gute Worte und hört zu, bleibt, wo andere gehen, breitet seine Arme aus und segnet. Wo er ist, wird es gut, auch wenn es manchmal ganz anders erscheint.

Sie fragen sich angesichts der Not und der Gewalt auf Erden vielleicht, gibt es Gott überhaupt, und wenn ja, wo ist er denn?

Ist es ihm egal, was mit seinen Menschen passiert? Die Antwort, die uns seit tausenden von Jahren durch die Heilige Schrift gegeben wird, heißt: Gott ist es nicht egal. Gott hat die Erde und den Menschen mit all den Geschöpfen erschaffen, weil er es wollte und weil er ein Gegenüber haben wollte, mit dem er sprechen kann.

„Adam, wo bist du?“, rief er im Paradies. „Abraham, Abraham, verlass dein Haus und mach dich auf in ein Land, das ich dir zeigen will!“, sagte er zu Abraham. „Mose, Mose, ich habe das Jammern meines Volkes gehört.“, rief er Mose zu. Gott ging mit den Menschen, er blieb nicht im Himmel. Er zog mit. Als sich aber die Menschen Häuser bauten, sollte auch Gott ein Haus haben. Er sollte mitten in der Stadt der Menschen seine Wohnung haben. Auch die Lainecker wünschten sich schon immer eine Kirche, schlossen sich an St. Johannis an und bauten vor 50 Jahren eine Behelfskirche. Jetzt heißt es: Die Kirche kommt. Die neue Kirche kommt. Gott möchte einziehen in jedes Haus, in jedes Herz. Damit das gehen kann, braucht es einen Ort, wo wir in Gottes Namen und unter Gottes Wort zusammenkommen können. Es braucht einen Ort, wo wir von der Größe Gottes hören können und geschützt, geborgen, geachtet und geliebt sind. Kinder, Jugendliche, Erwachsene sollen spüren, dass Gott wirklich bei uns ist und dass wir als seine Gemeinde eine große Familie sind. Eine Familie mit einem Ziel: Gott nahe zu sein, hier jetzt und einmal auf ewig im Himmel. Die irdische Wohnung dürfen wir zur Ehre Gottes und zur Freude aller nun bauen. Halleluja.

Amen.                                                                                                   SM


 

Station II (Sudetenstraße)

1. Korinther 12,4-6 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist.  Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr.  Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen.

Wie wird eigentlich ein Haus gebaut? Zu Beginn braucht es Menschen, die eine Idee haben, einen Traum, den sie verwirklichen wollen. Dann kommen Architekten und Statiker hinzu, die planen, berechnen, zeichnen. Gleichzeitig sind Architekt und Statiker aber auch kreativ, tüfteln aus, was die Physik zulässt. Danach kommen Baumeister, die einen festen Grund bereiten, die in die Tiefe gehen und dort mit einem ordentlichen Fundament für Standfestigkeit von Anfang an sorgen. Sie stellen eine ebene Bodenplatte her, auf die sich später alles gründet. Dann braucht es Maurer für die Außen- und Innenwände; danach kommen die Zimmerer und Dachdecker, die den Dachstuhl aufrichten und mit Dachziegeln eindecken, so dass es nicht hineinregnet.

Es braucht also Menschen, die ihr Handwerk gelernt haben und auch beherrschen. Egal ob wir ein Haus bauen oder eine Kirche, das Prinzip ist immer das gleiche. Die Handwerker und Handwerkerinnen, Experten und Expertinnen müssen wissen was sie tun und das beherrschen.

Wenn wir an unserer Gemeinde bauen, dann sind wir auch darauf angewiesen, dass verschiedene Fähigkeiten eingesetzt werden. Da sind auch die Planerinnen und Planer, die Macherinnen und Macher, da braucht es die, die Musik machen und unsere Sinne berühren, da braucht es die, die andere mitreißen und begeistern, da braucht es die, die im Hintergrund die vielen kleinen Dinge tun, die den Besen nehmen und auch mal das Laub und den Dreck wegkehren oder die Fenster putzen. Ja, und es braucht auch die, die sich ganz laut zu Gott bekennen und davon weitererzählen. Bei Gott ist jede und jeder gleich viel wert. Laut und leise, klein und groß. Niemand ist wichtiger oder unwichtiger. Gott will, dass wir gemeinsam, mit all unseren Talenten und Fähigkeiten zu ihm kommen und dass wir gemeinsam an seiner Gemeinde bauen.

Wer ein Haus oder auch eine Wohnung hat, weiß, dass man eigentlich nie fertig ist. Immer ist etwas zu bauen, zu renovieren, zu verändern und auch zu pflegen. So ist das auch in der Gemeinde. Da verabschieden sich Menschen und neue müssen dazu kommen. Manchmal passiert es, da vergessen wir, warum wir das eigentlich alles machen. Ups – da war doch noch was.

Genau, denn wie ist das mit dem Glauben? Das Fundament, der Grund und die Bodenplatte - das ist Gott. Er will, dass wir unser Leben auf ihn gründen. Was wir darauf bauen, dafür sind wir verantwortlich. Er will aber mit Jesus und dem Heiligen Geist einziehen und gemeinsam mit uns leben – in den kleinen und großen Räumen, in den gemütlichen und in den funktionalen. Er will dabei sein, wenn wir euphorisch sind, wenn wir Pläne schmieden, feiern, lachen und ausgelassen sind. Er will aber auch dabei sein, wenn wir verzweifelt sind und verzagen. Dann sagt auch er zu uns: Ich bin der eine Gott.

So will ich euch und auch dich fragen: Was sind deine Talente? Was kannst und willst du einbringen, damit unsere Kirche von Anfang lebendig wird und wir gemeinsam Gott dienen?

Amen.                                                                                                   MD


 

Station III (Rodersberg)

Matthäus 18,20 Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Das ist eine großartige Zusage in Zeiten der schwindenden Gottesdienstbesucher. Es genügen schon zwei oder drei, um einen Gottesdienst zu feiern und zu erleben, dass Jesus Christus mitten unter uns ist und wir seine Gegenwart erleben.

Natürlich ist es schöner, eine volle Kirche zu haben. Doch Jesus macht uns deutlich: schaut nicht auf die großen Zahlen, schaut auf die Menschen, die mit einem offenen Herzen kommen und geistliche Gemeinschaft suchen. Es genügen schon zwei oder drei und Christus ist mitten unter uns.

Als Jugendlicher reiste ich in den Ferien alleine nach England, um in einem christlichen Zentrum vier Wochen mitzuarbeiten. Ich wollte dort unter anderem mein Englisch aufbessern, weil ich kurz vor dem Abi stand.

Dort trafen sich junge Christen aus der ganzen Welt. Wir hatten dort auch Gemeinschaftsstunden und Gebetstreffen. Für mich war es faszinierend, mit einem Australier, einem Afrikaner und einem Engländer zusammen zu beten. Ich spürte, dass sie die gleiche Verbindung zu Jesus hatten wie ich. Wir konnten beten und spürten hautnah: jetzt ist Jesus mitten unter uns. „Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen."

Ich habe immer gerne Gottesdienste unter freiem Himmel gefeiert. Sie waren in der Regel besser besucht als die Gottesdienste in der Kirche. Wir können unter freiem Himmel genauso singen und beten und spüren, dass Gott mitten unter uns ist und uns stärkt.

Ich bin auch viel im Wald unterwegs mit meinem Hund. Dort spüre ich die Nähe Gottes oft sehr intensiv. Deshalb verstehe ich auch die Leute, die sagen: Warum in die Kirche gehen, ich erlebe Gott in der Natur.

Brauchen wir überhaupt eine Kirche? Genügt es nicht, sich unter freiem Himmel zu treffen, so wie das bei Jesu war?

Trotz alledem bin ich froh für unsere Kirchen. Wenn ich einen Kirchenraum betrete, spüre ich die Wirklichkeit Gottes intensiver. Ganz von selbst fange ich an zu beten, wenn ich in eine Kirche komme. 

Ich kann mich noch gut an ein Ehepaar erinnern, die klingelten am Abend an meiner Tür und fragten: „Können Sie bitte die Kirche öffnen, wir wollen ein Gebet für einen eben Verstorbenen sprechen.“ Gerade in solchen Zeiten der Trauer sind Kirchenräume ein Geschenk des Himmels. Was wäre eine Trauerfeier ohne den Raum einer Kirche oder eines kirchlichen Raumes.

Kirchenräume und vor allem Kirchtürme sind wichtig! Fasziniert bin ich auch immer wieder, wenn ich über die Dörfer fahre und fremde Orte erkunde. Das Erste, was oft ins Auge fällt, ist eben der Kirchturm. Für mich ist er ein Fingerzeiger zur höheren Wirklichkeit.

Doch das Entscheidende ist nicht der Turm und das Gebäude, sondern die Menschen, die zusammenkommen und das erleben: "Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen."

Amen.                                                                                                    GL

 

 

Station IV (Kriegerdenkmal)

Matthäus 16,18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. 

Wir möchten eine neue Kirche bauen. Die alte ist in die Jahre gekommen, sie sollte schon seit 20 Jahren ersetzt werden. Wo aber soll die neue hin? Nachdem aller Grund, der uns gehört, verkauft werden musste, damit wir genügend Geld für den Neubau haben, war klar: die neue Kirche muss auf den jetzigen Parkplatz. Wie ist da der Untergrund, fragten die Bauleute? Einst war es eine Sumpfwiese. So steht es in den alten Urkunden. Dann wurde die Autobahn erneuert und ein Teil des Abbruchmaterials wurde auf die Sumpfwiese in der Warmensteinacher Straße gekippt. Kann man darauf eine Kirche bauen?

Simon war kein Held, er war nur ein kleiner Fischer. Jesus hat ihn angesprochen und seitdem waren sie befreundet. „Komm mit“, hat Jesus gesagt und Simon ging mit, einfach so. Mit Jesus hat Simon einiges erlebt. Tausende Menschen sind satt geworden von nur wenigen Broten. Kranke sind gesund geworden, wo kein Arzt mehr helfen konnte und sogar Tote hat Jesus zum Leben erweckt. Wer ist dieser Jesus aus Nazareth, fragten sich die Jünger. Sie wussten aber keine Antwort. Da fragt sie Jesus, was sie denn so von ihm halten und was sie meinten, dass er sei. Petrus hat die Antwort: Er sagt: „Du bist der Christus.“ Das ist das erste Glaubensbekenntnis im Neuen Testament. Jesus wusste nun, der Petrus hat es gecheckt. Was die anderen erst viel später begreifen werden, hat Petrus schon erkannt: Jesus ist der Sohn Gottes. Gott selbst, der auf die Erde gekommen ist. Er gibt daraufhin Simon einen neuen Namen: Du bist Petrus, auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.

Unsere Kirche wird auf Autobahnabraum gebaut, aber das macht nichts. Entscheidend ist, dass wir als Gemeinde auf Jesus bauen, an Jesus glauben, dass wir ihm vertrauen im Leben und im Sterben und dass wir in seiner Liebe leben. In der weltweiten Kirche ist oft kein Miteinander mehr zu finden, auch hier in Laineck kennen wir uns oft nicht, wissen nichts von unseren Nöten und Sorgen. Kirche muss neu entstehen, echter, barmherziger, ohne Furcht, mutig auf das Ziel hinsteuernd. Das Ziel heißt Reich Gottes: das jetzt schon hier unter uns beginnen soll und dann einmal in die Ewigkeit mündet.

Jesus baut auf Petrus und er baut auf Sie, auf mich, auf uns. Aber keine Angst: Er selbst ist der Baumeister und er ist der Schlussstein, der alles zusammenhält. Gehen wir es an.

Amen.                                                                                               SM