Predigt zur Konfirmation am 26.5.2019, Epiphaniaskirche Bayreuth-Laineck
Pfr. Gottfried Lindner
Lesung aus Apostelgeschichte 17
Paulus redet über den unbekannten Gott: Es ist der Gott, der die Welt geschaffen hat und alles, was darin lebt. Als Herr über Himmel und Erde wohnt er nicht in Tempeln, die ihm die Menschen gebaut haben.
Er ist auch nicht darauf angewiesen, von den Menschen versorgt zu werden; denn er selbst gibt ihnen das Leben und alles, was sie zum Leben brauchen.
Er hat gewollt, dass die Menschen ihn suchen, damit sie ihn finden könnten. Denn er ist ja jedem von uns ganz nahe.
Durch ihn leben wir doch, regen wir uns, sind wir! Oder wie es einige eurer Dichter ausgedrückt haben: 'Wir sind sogar von seiner Art.'
Predigt
Liebe Festgäste, liebe Konfis,
vielleicht könnt ihr euch noch erinnern an die erste Konfistunde, letztes Jahr im Juni. Wir haben uns gegenseitig etwas vorgestellt und näher kennengelernt. Dann habe ich erklärt, um was es in der Konfizeit geht, nämlich um unsere Beziehung zu Gott. Da kam dann schon gleich der Satz: „Ja, Gott gibt es doch gar nicht!“
Das fand ich mutig. 35 Jahre halte ich schon Konfirmationsunterricht, doch so direkt wurde ich noch nie von meinen Konfirmanden konfrontiert. Ich weiß, dass der Atheismus auf dem Vormarsch ist. Nun war er auch bei mir angekommen in der Konfizeit.
Ich habe meinen Konfirmanden erst einmal zugestimmt. Du hast Recht, Gott gibt es nicht – jedenfalls nicht so wie es einen Menschen gibt oder einen Baum oder ein Haus. Gott kann ich nicht sehen, nicht hören und auch nicht anfassen. Ja, ich kann Gott auch mit nichts beweisen!
Natürlich kann ich mit meinem Verstand argumentieren und sagen: Schau doch einmal die Natur an, die Sonne, den Mond und die Sterne. Das muss doch irgendjemand gemacht haben. Doch da kontern die Atheisten: dazu brauche ich keinen Gott, das kann man auch anders erklären.
Der bekannte Theologe Dietrich Bonhoeffer, der im KZ starb, hat Folgendes erklärt: „Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.“ Damit wollte er sagen: Einen Gott, den es gibt, den ich also mit meinem Verstand und mit allen Sinnen erfassen kann, den gibt es nicht.
Jeder, der also sagt: Gott gibt es nicht, hat zunächst einmal nicht ganz unrecht. Und doch behaupte ich, Gott ist da, als eine höhere Wirklichkeit, die wir nicht fassen und nicht begreifen können.
Und hier beginnt der Glaube. Diesen Glauben habe ich mit euch Schritt für Schritt einzuüben versucht. Wir haben einfach in der Konfizeit mit diesem Gott gesprochen und ihn zusammen gesucht. Wir haben Gemeinschaft erlebt und Gott in unserer Mitte gespürt, z.B. wenn wir gemeinsam das Vaterunser gesprochen haben.
Diesen Weg zeigt uns auch die Bibel. Da sagt Jesus: „Suchet mich, so werdet ihr mich finden, klopft an, so wird euch aufgetan.“
Als ich so alt war wie ihr, habe ich auch angefangen, Gott zu suchen. Ich habe einfach in meinem Zimmer zu ihm gesprochen: Gott, ich suche dich, ich will dir vertrauen und ich will mit dir leben. Ich öffne mein Herz für dich.
Es kam dann keine Stimme vom Himmel und auch kein Lichtschein. Aber ich spürte in meinem Innern einen Frieden. Ich konnte vertrauen, dass er mich gehört hat. Ich hatte das Gefühl, dass er in meinem Leben ist. Und diese innere Gewissheit: „Er ist da“ hat mich nie mehr verlassen.
Vielleicht sagt ihr jetzt, ja, das hast du dir alles eingebildet. Natürlich habe ich mir solche Fragen auch gestellt. Ist das alles eine Einbildung; habe ich mich gefragt?
Ich habe dann Gemeinschaft mit anderen Christen gesucht. Ich habe sie gefragt, wie sie Gott erleben. Und sie haben von ihren Erfahrungen erzählt. Jeder hatte etwas andere Erfahrungen, aber alle sagten: „Ja, ich weiß, dass er da ist in meinem Leben und dass ich zu ihm gehöre.“ So viele haben kennengelernt, die auch Gott gesucht und das erlebt haben, was Jesus Christus uns versprochen hat: Suchet mich, so werdet ihr mich finden.
Ein zweiter Beweis war für mich die Bibel. Dort fand ich viele Geschichten, wie Menschen Gott erlebt haben und wie er ihnen Gewissheit gegeben hat, dass er da ist.
Kürzlich habe ich ein neues Buch entdeckt von einem jungen Professor Thomas Christian Kotulla Er könnte mein Sohn sein, 1981 geboren, also erst 37 Jahre alt. Thomas Christian Kotulla wurde in Bad Harzburg in Niedersachsen geboren. Vor 10 Jahren war er noch überzeugter Atheist. Er war in seinem Leben sehr erfolgreich und machte rasch Karriere. Doch dann wurde er krank, so schwer krank, dass ihm die Ärzte nahelegten, mit dem Letzten zu rechnen.
Bisher kam er ganz ohne Gott aus. Er empfand Gott sogar als Hindernis für sein Leben. Doch er spürte nun, dass ihm etwas fehlt. Das, was ihn bisher trug, sein Erfolg, sein blitzgescheiter Verstand, das zerrann ihm zwischen den Fingern. Es erkannte, wenn jetzt mein Leben zu Ende geht, dann ist alles sinnlos, alles Schall und Rauch.
Wie oft hatte er die Gläubigen mit ihren Gebeten belächelt. Doch jetzt fing er selbst an, sich auf die Suche nach Gott zu machen. Bisher hatte er sich gesperrt, überhaupt an Gott zu denken. Menschen, die glaubten sah er als Schwächlinge. Doch nun begann er zu beten. Er betete wie ein Kind zu seinem Vater.
Es war ihm, als ob in seine innere Dunkelheit ein Licht scheint. Es wurde hell. Später erzählt er, dass er für die Welt des Glaubens blind war. Gott hat ihm die Augen geöffnet und er konnte glauben und hoffen.
Er wurde wieder gesund und hat das Buch geschrieben: „Was soll ich hier?“ In diesem Buch beschreibt er den Sinn seines Leben, den er nun durch seinen Glauben an Gott gefunden hat. Er hat erkannt, ein Leben ohne Gott ist im letzten sinnlos. Gott schenkt mir einen Sinn und eine Lebenserfüllung, die wir sonst in der Welt nicht finden.
Ich habe einige Geschichten gelesen von Atheisten, die irgendwann den Glauben gefunden haben. Sie berichten alle, dass Sie die Zeit des Unglaubens im Nachhinein als Gefängnis wahrnehmen … Als sie Glaubenserfahrungen machten, war das für sie wie eine Befreiung aus der Gefangenschaft aus dem eigenen Ich. Der Glaube an Gott hat ihnen Weite, Hoffnung und Glück geschenkt.
In den Büchern der überzeugten Atheisten wird das gerade anders herum dargestellt. Glaubende gelten als die Naiven und Dummen. Der Glaube nimmt ihnen die Freiheit und die Selbstständigkeit. Ja, der berühmte Skeptiker und Atheist Richard Dawkins behauptet sogar in seinem Buch „Gotteswahn“, dass letztlich die Glaubenden an dem Unrecht der Welt Schuld sind und alles besser wird, wenn die Menschen vom Gottesglauben befreit werden.
Liebe Konfis, ich hoffe, dass ihr das gerade anders erlebt habt. Wir haben euch in der Konfizeit und auf den Konfifreizeiten von unserem Glauben erzählt, der uns innerlich frei und reich gemacht hat.
Ich persönlich bin so froh, dass ich glauben darf und ich bedauere alle Menschen, die den Glauben nicht finden.
Wenn ihr euch nun heute zu diese Glauben bekennt und euch aufrichtig für Gott und den Glauben öffnet, dann wird das ein Segen für euch sein.
Amen.