16.02.2020 Pfrin. Memminger: Sexagesimae - Was Faschingskrapfen mit Gottes Wort zu tun haben

Predigt Sexagesimae 16.02.2020

Hesekiel 2,1-5 (6-7) 8-10; 3,1-3

1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, stelle dich auf deine Füße, so will ich mit dir reden.
2 Und als er so mit mir redete, kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete.
3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den abtrünnigen Israeliten und zu den Völkern, die von mir abtrünnig geworden sind. Sie und ihre Väter haben sich bis auf diesen heutigen Tag gegen mich aufgelehnt.
4 Und die Kinder, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: »So spricht Gott der HERR!«
5 Sie gehorchen oder lassen es – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –, dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet unter ihnen gewesen ist.
8 Aber du, Menschenkind, höre, was ich dir sage, und widersprich nicht wie das Haus des Widerspruchs. Tu deinen Mund auf und iss, was ich dir geben werde.
9 Und ich sah, und siehe, da war eine Hand gegen mich ausgestreckt, die hielt eine Schriftrolle.
10 Die breitete sie aus vor mir, und sie war außen und innen beschrieben, und darin stand geschrieben Klage, Ach und Weh.
1 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast! Iss diese Schriftrolle und geh hin und rede zum Hause Israel!
2 Da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen
3 und sprach zu mir: Du Menschenkind, gib deinem Bauch zu essen und fülle dein Inneres mit dieser Schriftrolle, die ich dir gebe. Da aß ich sie, und sie war in meinem Munde so süß wie Honig.


„Lustig ist die Fasenacht, wenn mei Mutter Küchle backt; wenn sie aber keine backt, pfeif ich auf die Fasenacht.“

An Fasching gab es bei uns schon immer Faschings­krapfen. Hier stehen welche. Nun könnte ich euch erzählen, wie diese Krapfen hergestellt wurden, nämlich aus 500g Mehl, 200ml Milch, 70g Butter, ½ Würfel Hefe, 50g Zucker, etwas Salz, Öl zum Rausbacken und Hiefen­mark zum Füllen.

Nun könnte ich euch noch einen Vortrag über das Mehl halten, das in diesen köstlichen Krapfen verarbeitet wurde. Es ist das Mehl der Type 405, das besonders gut zum Backen geeignet ist. Und ich könnte über die Butter reden, wie lange die Milch verarbeitet wurde, bis sie zur Butter wurde und damit diese köstlichen Krapfen hergestellt wur­den – oder über die Eier, die auch dazu benötigt wurden. Und für die Figurbewussten unter uns ist es bestimmt inter­essant zu wissen, wieviel Kalorien so ein Krapfen hat, nämlich fast 400. Und jetzt könnten wir noch ausarbeiten, wie der Krapfen in uns verstoffwechselt wird und wie ge­sund so ein ganzer Krapfen mit Hiefenmark ist.

Aber meine lieben Geschwister in Christus, die Theorie ist ja ganz schön, nur: um zu wissen, wie köstlich so ein Faschingskrapfen ist, muss ich reinbeißen, ich muss schmecken, wie weich das Gebäck ist, wie süß der Ge­schmack, wie der Krapfen auf der Zunge zergeht und wie wohlig es einem wird, wenn man ihn voller Genuss hinunterschluckt.

Ich kann Euch und Ihnen das erzählen, aber wie so ein Krapfen schmeckt, das müssen Sie selber erfahren, sehen, hören, tasten, riechen, schmecken, mit allen Sinnen erfahren.

Genauso, liebe Brüder und Schwestern, kann ich Ihnen Glaubensgeschichten erzählen, Bewahrungsgeschichten vom Ochsenkopf bis zum Kilimandscharo, oder Gebets­erhörungen von meiner frühesten Kindheit bis in diese Woche hinein, wo wir gebetet haben fast ohne Unterlass und ein junger Mann medizinisch gerettet wurde.

Klar, wundervolle Glaubensgeschichten sind das, aber wenn Sie selbst das nicht erfahren, nicht tasten, sehen, hören, riechen, schmecken, in Ihrem Leben, dann kann ich hier ziemlich viel heiße Luft ausstoßen und es nützt nicht recht viel.

Und ich stehe heute da, damit Sie hineinbeißen – in den Krapfen und in das Wort Gottes und es für sich nehmen und es Ihnen süß wie Honig wird.

Das Wort Gottes – also das, was Gott sagt und was in der Bibel steht – ist heute vielen einfach egal, einerlei, passt nicht in ihr Leben oder hat da einfach keinen Platz.

Das war vor 2600 Jahren anders, meinen Sie? Meint ihr wirklich, dass das anders war???

Nein, es war nicht anders: die Leute sagten, wir glauben an uns selbst, wir vertrauen auf unsere eigene Kraft, auf unser Geld, auf unsere Waffen, auf unser Können und auf unseren Reichtum. Gott, seine Worte oder seine Gebote brauchen wir nicht. Und dann kommt das Unheil, der Untergang. Es war wie 1933 bis 1945: Gottes Gebote wurden in den Wind geschlagen, Gott, Eigentum, Nächs­tenliebe, Wahrheit und das Leben an sich, sie zählten nicht mehr, man setzte sich selbst höher als Gott – und die Sache ging schief. Das 1000jährige Reich währte gerade mal 12 Jahre und dann kam das Ende. Gott sei Dank.

Heute, am 16.02.2020, 75 Jahre nach dem Ende der schrecklichen Diktatur, hören wir die Worte, die Gott an Hesekiel gerichtet hat. Hesekiel war 30 Jahre alt und lebte als Vertriebener in Babylonien. Er war Sohn eines Pries­ters. Gott findet ihn in der Fremde. Gott spricht mit ihm und sagt: Steh auf, ich will mit dir reden. Auf Augenhöhe will Gott mit ihm reden, er soll nicht knien oder sich nieder­wer­fen. Gott spricht mit ihm als seinem Ebenbild, als seinem Gegenüber.

Für uns heutige Menschen ist das etwas entscheidend Wichtiges: Gott findet uns, auch wenn wir weit weg von ihm sind. Gott will uns aufrichten, in unserer Lebenssitua­tion. Sein Geist, so steht es da, sein Wort kann uns auf­richten, groß machen, in die Weite schauen lassen.

Gott ist ja das Wort, wie es am Anfang des Johannesevan­geliums heißt: Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort … und ohne dasselbe ist nichts gemacht.

Für uns ist dieses Wort und für Hesekiel. Und Gott sendet Hesekiel zum Volk Israel, das er als starrköpfig und hart­herzig bezeichnet.

Und nun kommt ein eindrückliches Bild, nämlich der Krap­fen aus Babylon, in den Hesekiel hineinbeißen soll: Er soll die Schriftrolle, die Gott ihm gibt, aufessen. Es war eine Schriftrolle, hinten und vorne beschrieben mit Klagen und Seufzen und Trauerreden. Er soll sie essen – und er isst sie, und sie ist süß wie Honig.

Hesekiel soll seinen Auftrag verinnerlichen, soll Gottes Wort bei sich haben und wissen: alle Trauerreden und Klagen werden durch Gott verwandelt werden in süßen Honig. Gott richtet ihn auf und Gott nährt ihn.

Wir sind heute da, um das Wort Gottes zu hören. Nährt es uns? Gibt es uns etwas oder verhallt es einfach so?

Wer die Worte Gottes vergisst oder in den Wind schlägt, der wird untergehen wie damals das Volk Israel in der Zeit der babylonischen Gefangenschaft. Wer sich aber auf das Wort verlässt, der wird Leben haben: Ich bin das Brot des Lebens, sagt Jesus; wer davon isst, den wird nimmermehr hungern.

Wir haben ja in unserer Zeit unheimlich Hunger, Hunger nach Krapfen, nach neuen Dingen, nach Handys, Autos, Reisen. Lassen Sie uns aber bei all dem Hunger nach den Dingen nicht den Hunger nach dem Sein vergessen. Als Christen sollen wir das Wort Gottes in uns aufnehmen, dazu muss ich es hören, sehen; im Heiligen Abendmahl darf ich es als Leib Christi riechen, betasten und schme­cken und es erfüllt mich und stillt meinen Hunger nach Gott. Ich soll es gut durchkauen – einmal im Jahr, vielleicht an Heilig Abend, mal etwas von Gott zu hören genügt da nicht; Gottes Wort durchkauen d.h. durch tägliches Gebet, durch tägliche Bibellese, durch Singen und Musizieren mit Gott und seinem Wort zu tun haben, und die Süße der Liebe Gottes entfaltet sich.

Schluss: Geschichte vom Mann, der die Bibel als Ziga­rettenpapier verwendete. Er rauchte die Evangelien Matthäus, Markus und Lukas. Im Johannesevangelium kam er bis zum dritten Kapitel (Joh. 3, 16): „ So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eigenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

Von da an las er die Bibel und er wurde Christ und später sogar Missionar ...

Wir müssen nicht Missionar oder Missionarin werden, aber das Wort Gottes soll uns ergreifen und füllen und unser Leben wird wahrhaftig, liebevoll und lebenswert.

Amen.