10.11.2019 Dekan Hacker: Einführung von Pfarrerin Susanne Memminger

Ansprache zur Einführung von Pfrin. Susanne Memminger: 1. Korinther 3,7

Liebe Pfarrerin Susanne Memminger,
liebe Mitchristen der Epiphaniaskirchengemeinde,
liebe Festgemeinde!

Die Suche nach einem passenden Bibelwort für den heutigen Tag und die heutige Amtshandlung der Einführung der neuen Pfarrerin von Laineck fiel mir leicht.
Mit Blick auf den Lehrtext der Herrnhuter Losungen für den 10. November 2019 – übrigens Martin Luthers 536. Geburtstag – stellte ich freudig fest: dieses Bibelwort passt für eine Installationshandlung perfekt!
Der Apostel Paulus schreibt in seinem 1. Korintherbrief im 3. Kapitel im 7. Vers:
„So ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.“

Es hatte Zoff gegeben in der christlichen Gemeinde in der Stadt Korinth. Die Mär, dass es in den Anfängen der Kirche immer harmonisch und einträchtig zuging, dass früher immer alles besser war – ist erfunden. Unter Christen und in der christlichen Gemeinde kommt es leider immer wieder auch zu Konflikten und zu Streitereien.
In Korinth damals ging es konkret darum, zu welchem Gemeindeleiter sich die einzelnen Christen hielten – auf wen sie sich beriefen:
Mich hat Apollos zum Glauben geführt – er ist der wahre, geisterfüllte missionarische Prediger schlechthin.
Nein, mich hat Paulus getauft – nur was er sagt und predigt gilt.
Nein, die beiden sind doch gar nichts – nur wer durch Petrus Christus nahe gekommen ist, nur der ist ein wahrer Christ. Alle anderen zählen nichts.

So und so ähnlich hatten sich die Gemeindeglieder zerstritten. Paulus hat davon gehört. Er schreibt den Christen in Korinth einen Brief:
Was ist nun Apollos? Was ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat: ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. Der aber pflanzt und der begießt, sind einer wie der andere. Jeder aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf.
Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

Ein schönes Bild für den Dienst einer Pfarrerin und für die Gemeindeglieder, die ihr anvertraut sind.
Bei einem Pfarrerswechsel in einer Gemeinde wird ja auch immer, gewollt oder ungewollt, verglichen. Wie ist denn die Neue so – Bindlach ist ja nicht so weit weg, als dass nicht KND (der „kirchliche Nachrichtendienst“) schon Erkundigungen eingezogen hätte. Wie wird sie denn so abschneiden im Vergleich mit ihren Vorgängern Lindner, Burkholz, Geyer?

In meiner Vikariatsgemeinde im Fichtelgebirge erklärte mir stolz und trotzig zugleich ein 85-Jähriger: „Seit mein Konfirmator, Pfarrer X, nicht mehr in der Stadt ist, besuche ich keinen Gottesdienst mehr!“ Der betreffende Pfarrer war vor über 40 Jahren verstorben!
Es ist auf der einen Seite schön zu merken und zu wissen – Pfarrerinnen und Pfarrer prägen die Gemeinde, die Gemeindeglieder – vielleicht mehr, als sie wissen und mehr als ihnen lieb ist. Aber auf der anderen Seite besteht eben auch die Gefahr, dass nach einem Weggang von Geistlichen auch die Bindung an die Gemeinde lockerer wird oder sich gar verliert. Oft hat die oder der Neue gar keine Chance.

Liebe Lainecker Gemeindeglieder!
Ich bitte euch: beherzigt die Worte des Apostels Paulus: So ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. Der aber pflanzt und der begießt, sind einer wie der andere. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.

Liebe Pfarrerin Susanne Memminger,
dieses Wort des Apostels befreit alle in der Kirche Tätigen – ob ehren- oder ob hauptamtlich. Es befreit vom Zwang, alles tun zu müssen. Es befreit vom Zwang, alle Früchte unserer Arbeit gleich sehen zu können. Arbeit im Weinberg des Herrn, Arbeit in der Kirchengemeinde braucht Zeit – es braucht Menschen, die pflanzen, es braucht Menschen, die gießen – und es braucht Menschen, die ernten können. Die erkennen, wann die Zeit dafür reif ist.
Alles zu seiner Zeit und nicht gleichzeitig.

Pfarrerinnen und Pfarrer stehen in einer Kette. Sie tun ihren Dienst im Vertrauen auf Gott, der Wachstum und Gedeihen schenkt. Sie wissen, was verantwortungsvolle Förster und Waldbauern schon längst wissen: Was wir ernten dürfen, haben unsere Vorfahren vor drei Generationen gepflanzt – was wir pflanzen, das dürfen unsere Nachfahren ernten.
Wir Menschen sind in der Regel ungeduldig – auch Pfarrerinnen und Pfarrer. Wir wollen gerne schnell Erfolge sehen für unsere Arbeit und Zeit, die wir investieren. Die Öffentlichkeit – manchmal auch die Gemeinde – setzt uns unter Druck: Zeige mir Deinen Erfolg, zeige Deine Leistung – was machst Du eigentlich den ganzen Tag. Wir wollen sehen.
Wir selber auch.
Menschlich absolut verständlich.
Aber Gott schaut und misst mit anderen Augen und Maßstäben. Und das ist gut so.

Liebe Frau Pfarrerin Memminger – Sie stehen hier in der Epiphaniaskirche zwar in einer vergleichsweisen kurzen, aber dennoch vorhandenen Reihe von Pfarrern. Die einen haben gepflanzt, die anderen begossen, die dritten durften ernten.
Ich wünsche Ihnen Weisheit und Geist Gottes, dass Sie – zusammen mit den Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern , den ehren- und hauptamtlich Verantwortlichen in der Gemeinde erkennen, was wann dran ist in Laineck.
Viele Herausforderungen gilt es zu bewältigen:
 - Den Abbruch von alten und den Aufbau von neuen Gebäuden.
 - Und: nach dem Gemeindehausneubau kommt der Gemeindeaufbau.  
 - Was ist dran in Laineck in den nächsten 10 – 15 Jahren? Pflanzen, Gießen – oder gar Ernten?
 - Oder von allem etwas?
Bei alle dem ist wichtig, dass Sie, dass wir alle in der Kirche nicht vergessen: „So ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.“

Paulus wechselt dann sein Bild – vom Pflanzen hin zum Hausbau. Auch passend angesichts der nächsten Jahre hier in der Gemeinde und all den Gebäuden, die hier gebaut werden sollen.
Der Apostel schreibt:
Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
Alles, was wir als Kirche tun, muss – soll es Bestand haben – auf diesem Fundament, auf Jesus Christus allein gegründet sein.

Liebe Pfarrerin Susanne Memminger,
Gott segne Dich und Deinen Dienst. Gott segne Dein Wirken hier an der Epiphaniaskirche, im Dekanatsbezirk und wo immer Dich Dein Dienst hinführt. Gott segne alle Mitarbeitenden und alle Gemeindeglieder vor Ort und SEINE ganze Kirche.

Zum Schluss soll das Geburtstagskind des Tages, Martin Luther, zu Wort kommen. In getroster Gewissheit des Glaubens sagt Martin Luther:
„Wir sind es nicht, die die Kirche erhalten. Unsere Vorfahren sind es auch nicht gewesen, unsere Nachkommen werden es auch nicht sein, sondern der ist´s gewesen, ist´s noch und wird´s sein, der da sagt.
„Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“

Amen.