03.05.2013 Pfr. Lindner: Abendmahl der Konfirmanden

Vergebung

 

Hinführung Äußerlichkeiten

Als Kind ging ich jede Woche zum Gottesdienst in unsere Kirche - das war eine Freikirche. Wir zogen immer unsere allerbeste Kleidung an. Jeder Gottesdienst war für uns ein großes Fest. Und auch ich als kleiner Bub musste immer meine neuesten Schuhe und meine besten Hosen anziehen.

Meine Mutter hat mir erzählt, dass wir beim Gottesdienst eine Audienz beim König aller Könige haben. Deshalb ist das Beste gerate gut genug. „Gott, der alle Macht hat und die Erde und den Himmel geschaffen hat, ist unsichtbar bei uns“, sagte sie mir.

Heute habt ihr auch schon euere tolle Konfirmationskleidung an. Ihr kommt wie kleine Stars. Denn schließlich habt ihr bei euerer Konfirmation auch so etwas wie eine Audienz beim Herrn eueres Lebens. Konfirmation bedeutet für euch, dass ihr diesem Gott und Vater euere Hand reicht, euch vor ihm mit Dank verneigt und ihm versprecht: ich will dir treu bleiben so lange ich lebe, ich will mein Leben dir anvertrauen.

Wie ist das nun mit der Kleidung? Ich denke, dass da Gott anders denkt als wir Menschen. Ihm sind euere Kleider nicht so wichtig. Auch all das Äußerliche ist für ihn Nebensache. Der Prophet Samuel hat das einmal so ausgedrückt: „Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an.“ Mit anderen Worten: Wir Menschen lassen uns blenden mit den Augen, aber Gott sieht tiefer. Er sieht unser eigentliches Ich. Er sieht, wie wir wirklich denken und was in uns vorgeht. Vor ihm können wir nichts verstecken. Er läßt sich auch nicht blenden.

Wenn ihr bei der Konfirmation ihm euer Ja schenkt, dann kommt nur das bei ihm an, was euer Herz spricht. Er läßt sich nicht von Worten täuschen. Es muss unser Herz sprechen! Unser Innerstes muss Ja sagen.

Das unreine Herz

Vielleicht habt ihr auch als Kinder gebetet: „Ich bin klein, mein Herz mach rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein. Amen.“

Damals habt ihr das einfach so gebetet, doch heute ahnt ihr, wie schwer das ist, unser Herz – unser Innerstes rein zu halten. Unsere Hände können wir sauber halten und auch unseren Körper, wenn wir uns regelmäßig duschen und baden.

Doch unser Herz – das ist viel schwieriger. Und je älter ihr werdet, umso mehr spürt ihr, was sich hier für Unrat und Belastung ansammelt. Auch als junge Menschen tragt ihr schon manche Last und Unreinheit mit euch herum.

Die Bibel macht uns deutlich, dass eigentlich nur Gott unser Innerstes, unser Herz richtig rein halten kann. Bereits vor 3000 Jahren hat der berühmte König David gebetet: „Schaffe in mir ein reines Herz und gib mir einen neuen und beständigen Geist.“ Er spürte, ich schaffe es alleine nicht, Gott muss mir helfen. Und weit über tausend Jahre später schreibt der Kirchenvater Augustin in seinen Lebensrückblick: „Unser Herz bleibt unruhig und belastet, bis es bei dir, Gott, Ruhe und Vergebung findet.“

Auch wir bilden uns ein, wir schaffen es alleine. Wir sind eben auch wie alle anderen Menschen, die von der Illusion leben: „mein Innerstes, mein Herz, kann ich selbst rein halten“.

Deutlich wird uns das gegenwärtig beim Präsidenten des FC Bayern, Ulrich Hoeneß. Er war nicht nur ein toller Fußballer. Alles, was er anfasste, machte er zu Gold. Viele Orden hat man ihm verliehen und ihn geehrt. Er ist so etwas wie ein Held und ein großes Vorbild der Bayern. Dabei blieb er der aufrichtige und auch vorbildliche Mensch. Doch eben nur äußerlich. Auch er konnte sich kein völlig reines Herz bewahren, die Millionen und der Erfolg haben auch ihn geblendet. Er tat das, was wohl viele gerne tun, eben Steuern sparen. Vielleicht hat er sich noch eingeredet, das ersparte Geld gebe ich dann für einen guten Zweck.

Doch was würde er jetzt geben, damit alles wieder bereinigt wird, dass er sein gutes Ansehen wieder gewinnt. Es wird ihm wohl nicht mehr gelingen. Die Gesellschaft vergibt solche Dinge nicht. Auch wenn es Ulli Hoeneß vielleicht verdient hätte. Vergebung ist in unserer Gesellschaft für viele ein Fremdwort. Und wie oft höre ich den Satz: „Das kann ich dir niemals vergeben!“

Vergebung bei Jesus

Wir feiern heute Abendmahl und ich werde Euch dann zusprechen: „Christi Blut für Dich vergossen zur Vergebung deiner Sünden.“

Das was in unserem Leben so schwer möglich ist, zu vergeben und rein zu werden im Herzen, das spricht Jesus uns im Abendmahl zu. Und zwar ohne Ausnahme.

Seine Zusage gilt jedem, der zu Jesus kommt und sich die Vergebung bei ihm abholt.

Das ist auch die einzige Bedingung. Wir dürfen kommen, unsere Schuld ihm bringen. Dann vergibt er uns. Auch wenn die Schuld noch so groß ist.

Diese Vergebung brauchen wir alle, nicht nur Uli Hoeneß. Manches mal brauchen wir jeden Tag Vergebung, weil unser Herz wieder verunreinigt ist.

Aber warum macht das Jesus? Warum vergibt er uns? Warum stirbt er für uns, warum gibt er gewissermaßen sein Blut für uns, nur damit wir Vergebung erfahren und immer wieder seine Vergebung in Anspruch nehmen können?

Er tut es, weil wir ihm wahnsinnig wichtig sind und er uns helfen will, dass unser Leben gelingt. Er tut es, weil er weiß, wir können nur befreit leben, wenn wir ein reines Herz haben.

Wenn wir dann Abendmahl feiern und hören: „Christi Blut für dich vergossen“, dann spüren wir, das Jesus alles gab, damit wir Vergebung erfahren. Denn mehr als sein Leben und sein Blut kann man nicht geben. Deshalb feiern wir das Abendmahl auch als Liebesmahl, denn Jesus liebt uns bis aufs Blut.

Liebe Konfirmanden, ich wünsche euch, dass ihr immer wieder gerne zum Abendmahl kommt, weil ihr spürt, ich brauche diese Vergebung, diese Reinigung des Herzens.

Amen.