Nordbayerischer Kurier 05.12.2013 Kirchturmdenken mal anders

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Kirchturmdenken mal anders
Lainecker spenden eifrig, um eine neue Kirche bauen zu können
Überdurchschnittlicher Gottesdienstbesuch

BAYREUTH
Von Eric Waha

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In die Kirche kann man gerade nicht rein. „Da ist Yoga“, sagt der Lainecker Pfarrer Gottfried Lindner. „In unserer Kirche ist jeden Tag was anderes. Die ist immer belegt. Das ist auch das, was wir, was wir Lainecker, uns für die Zukunft wünschen.“ In der möglichst nahen Zukunft wollen die Lainecker nämlich eine neue Kirche haben. Eine, die die Baracken-Kirche aus dem Anfang der 70er Jahre neben dem Feuerwehrhaus ersetzt.

Innerhalb von gerade einmal zweieinhalb Jahren haben die Mitglieder des Kirchbauvereins 50 000 Euro Spenden gesammelt. „Den Verein haben wir genau 50 Jahre nach der Gründung des ersten Kirchbauvereins aus der Taufe gehoben“, sagt Lindner im Kurier-Gespräch. Der Wunsch nach einer Kirche, die nicht nach Baracke aussieht, ist aber schon ein gutes Stück älter: „Als ich vor zehn Jahren hier die Pfarrstelle angetreten habe, war der erste Auftrag: Du musst eine Kirche bauen“, sagt der 60-Jährige. Die Epiphaniaskirche, die die Lainecker 1972 bauen durften, war „eine von über 100 in Bayern, die so gebaut wurden“. Heute, sagt Lindner, „ist es eine der letzten, die sich in der Form gehalten hat“.

Der äußerlich schmucklose Bau mit dem allein stehenden, hölzernen Glockenturm, habe zwar ihren Reiz, „weil sie für uns wie eine Wohnzimmerkirche ist. Gemütlich, wohnlich“. Aber: Sie ist schlecht isoliert. Bis zu 10 000 Euro gibt die Gemeinde allein fürs Heizen im Jahr aus. „Man könnte sie schon renovieren, dass sie noch mal 50 Jahre hält. Aber alle Sachverständigen, die man fragt, winken ab. Lohnt sich nicht“, sagt Lindner. Sachverstand gebe es genug im Bauausschuss des Kirchbauvereins: Drei Architekten und zwei Bauingenieure arbeiten dort mit. Sind mit dabei, wenn die Lainecker ausschwärmen, um Kirchenneubauten anzuschauen.

„Zehn Kirchen haben wir uns schon angeschaut. Vor kurzem waren wir in Altötting, haben eine tolle Holzkirche angeschaut. Die war aber eine Nummer zu groß für uns.“

Eine Million Euro, schätzt Lindner, werde der Bau einer neuen Kirche kosten. „Ein Drittel müssten wir beitragen, ein Drittel kommt von der Gesamtkirchengemeinde, eins von der Landeskirche. Die hat den Bau grundsätzlich auch schon genehmigt.“ 120 und nicht mehr wie jetzt 200 Plätze soll der Kirchenraum haben dürfen. Weil der Gottesdienstbesuch in der Epiphaniaskirche überdurchschnittlich gut ist – es kommen stets zwischen 60 und 100 der 1400 Mitglieder großen Gemeinde –, schraubte die Landeskirche die Genehmigung von 80 auf 120 Plätze hoch. „Wir dürften auch größer bauen. Aber das müssten wir halt auch bezahlen können“, sagt Lindner.

Um den Weg zur neuen Kirche zu beschleunigen, will die Gemeinde ein Grundstück zwischen Kirche und Feuerwehrhaus verkaufen. „Ein Filetstück“, nennt der Pfarrer die Grünfläche und schätzt, dass das Grundstück bis zu 120 000 Euro bringen könnte. „Dann könnten wir in die Feinplanung gehen.“ Einen Architektenwettbewerb ausschreiben – und vielleicht 2018 beginnen zu bauen. Lindner ist sich sicher, dass eine neue Kirche noch einmal einen Schub bringen wird: „Die Lainecker wünschen sich, was sie jetzt schon haben. Nur äußerlich stärker als Kirche wahrnehmbar. Es gibt einige, die derzeit nicht in den Gottesdienst kommen, weil die Kirche für sie nicht als Kirche wahrnehmbar ist.“